Autoterm Air Standheizung ganz einfach per App starten

Die Standheizungen von Autoterm, wie z.B. das Modell „Air 2D“ haben sich in der Wohnmobil-Community als zuverlässige und effiziente Heizlösung etabliert. Während das mitgelieferte Bedienpanel seinen Zweck erfüllt, wünschen sich viele Nutzer aber eine komfortablere Lösung: Die Heizung aus der Ferne starten zu können – etwa wenn man von einer Wanderung oder der Skipiste kommt und schonmal vorheizen möchte.

In diesem Artikel zeige ich dir verschiedene Möglichkeiten, deine Autoterm Heizung remote zu steuern, von der offiziellen Lösung bis zum smarten DIY-Hack.

Diese Möglichkeiten gibt es

Schlecht, aber einfach: Das offizielle GSM-Modul von Autoterm

Autoterm bietet mit seinem GSM-Modul eine offizielle Lösung zur Fernsteuerung an. Das Modul wird zwischen Heizung und Bedienteil geschaltet und ermöglicht die Steuerung per Smartphone-App.

Die Nachteile überwiegen jedoch deutlich:

  • Eine separate SIM-Karte mit Datenvolumen ist erforderlich
  • Die Kommunikation läuft über SMS-Befehle – selbst wenn man die App von Autoterm nutzt
  • Mit einem Preis von über 100 € ist das Modul verhältnismäßig teuer

Ein Blick auf die offizielle Autoterm-App im App Store bestätigt den veralteten Stand der Technik: Letzte Aktualisierung 2019, schlechte Bewertungen und eine Benutzeroberfläche, die ihre besten Tage längst hinter sich hat. In Zeiten von IoT und Smart Home ist diese Lösung schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Die Abhängigkeit von einer funktionierenden Mobilfunkverbindung am Stellplatz und die laufenden Kosten für die SIM-Karte machen das System unattraktiv.

Smart, aber komplex: Proxy-Modul zwischen Heizung und Bedienteil

Für die technisch Versierten gibt es eine elegante Lösung: Ein selbstgebautes Proxy-Modul, das zwischen Heizung und Bedienteil geschaltet wird. Diese Lösung ermöglicht die vollständige Kontrolle über alle Heizungsfunktionen.

Das Prinzip:

  • Ein Mikrocontroller (meist ESP32) wird in die serielle Kommunikation zwischen Heizung und Bedienteil eingeschleift
  • Der Controller „belauscht“ die Kommunikation und kann eigene Befehle einspeisen
  • Integration in Home Assistant oder andere Smart-Home-Systeme möglich

Die Herausforderungen:

  • Das serielle Protokoll muss reverse-engineered werden
  • Elektronikkenntnisse und Programmiererfahrung sind zwingend erforderlich
  • Fehler können im schlimmsten Fall die Heizung beschädigen
  • Der Zeitaufwand für Entwicklung und Tests ist erheblich

Projekte wie das von Robert Schröder zeigen, dass es funktioniert, aber der Aufwand steht für die meisten Nutzer in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Mit dieser Lösung habe ich bereits experimentiert und auch einen Prototyp für ein eigenes Kommunikations-Board entwickelt und produziert, welches einen ESP32 nutzt und per Steckverbindung zwischen Bedienteil und Heizung gesteckt werden kann. Zurzeit ist die Software aber noch nicht ausgereift. Sobald ich so weit bin, gibt es dazu nochmal einen eigenen Artikel auf diesem Blog.

Selbst entwickelter Prototyp als Proxy-Modul zwischen Autoterm und Bedienteil

Guter Kompromiss: Nutzung des vorhandenen Notstart-Kabels

Die eleganteste Lösung nutzt eine bereits vorhandene Funktion der Autoterm-Heizungen: Das Notstart-Kabel. Diese Funktion ist in jeder Autoterm Air 2D bereits integriert und wartet nur darauf, smart gemacht zu werden.

So funktioniert der Notstart: Am Kabelbaum der Heizung befinden sich ein braunes und ein weißes Kabel. Werden diese beiden Kabel miteinander verbunden, startet die Heizung sofort auf höchster Stufe und läuft für genau 2 Stunden. Diese Funktion ist eigentlich für Notfälle gedacht, wenn das Bedienteil ausfällt. Tigerexped hat dazu eine genauere Beschreibung verfasst, wo das Kabel zu finden ist.

Sobald die beiden Kabel miteinander verbunden werden:

  • Beim Verbinden startet die Heizung mit maximaler Leistung
  • Nach 2 Stunden schaltet sich die Heizung automatisch ab
  • Ein erneutes Verbinden startet den Zyklus von vorne
  • Ein trennen des Kabels stoppt die Heizung

Diese Funktion lässt sich perfekt für eine Remote-Steuerung nutzen, ohne in die komplexe Elektronik der Heizung eingreifen zu müssen.

Aber wie nutzt man dieses Notstart-Kabel nun?

Die Hardware: Shelly 1 Mini als smarter Schalter

Der Shelly 1 Mini ist ein WLAN-fähiges Relais im Miniaturformat, das sich perfekt für diese Aufgabe eignet. Mit seinen kompakten Abmessungen und einem Preis von nur 15-20€ ist er die ideale Lösung für unser Vorhaben.

Angebot
Shelly 1 Mini Gen3
  • 𝟭-𝗞𝗮𝗻𝗮𝗹-𝗦𝗺𝗮𝗿𝘁-𝗦𝘁𝗲𝘂𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴: Unterstützt bis zu 8A bei 240 V AC oder 5A bei 30V DC; passt platzsparend hinter Wandschalter oder in Verteilerdosen

Letzte Aktualisierung am 6.07.2025 / Werbung / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Alternative: Shelly 1 Wer etwas mehr investieren möchte, kann zum Shelly 1 greifen. Dieses etwas teurere Modell (ca. 25-30€) bietet einen entscheidenden Vorteil: Über das AddOn-Modul lässt sich ein Temperaturfühler, wie z.B. ein DS18B20 anschließen. So kannst du nicht nur die Heizung starten, sondern auch direkt die Temperatur im Innenraum messen und kontrollieren, wie warm es bereits geworden ist. Das ist besonders praktisch, um zu prüfen, ob die Heizung auch wirklich läuft und der Innenraum die gewünschte Temperatur erreicht hat.

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Die Verkabelung: Das braune und weiße Kabel der Heizung werden an den Schaltausgang des Shelly angeschlossen, der Shelly selbst wird mit 12V aus dem Bordnetz versorgt. Für die genaue Verkabelung und Anschlussdetails, wie man mit einem Shelly einen Schalter schaltet finden sich viele Anleitungen im Netz.

Zusätzliche Steuermöglichkeit: An jeden Shelly lässt sich übrigens auch ein Schalter oder Taster anschließen. Falls du zusätzlich zur WLAN-Steuerung einen physischen Taster im Wohnmobil installieren möchtest, ist das problemlos möglich. So hast du immer eine Backup-Lösung, falls das WLAN mal nicht funktioniert.

Die Software-Konfiguration

So richtest du den Shelly ein: Der Shelly lässt sich über die kostenlose Shelly-App einrichten. Nach dem ersten Start erstellt das Gerät einen eigenen WLAN-Hotspot, mit dem du dich verbindest. Über die App gibst du dann die Zugangsdaten deines Camper-WLANs ein, und schon ist der Shelly online.

Der richtige Betriebsmodus: Wichtig ist, dass du den Shelly im „Momentary Switch“ Modus betreibst. Das bedeutet, das Relais schaltet nur für einen kurzen Moment (etwa 0,5 Sekunden) und simuliert damit einen Tastendruck. So wird verhindert, dass die Kabel dauerhaft verbunden bleiben.

Integration in Home Assistant

Für die Smart-Home-Enthusiasten ist die Integration in Home Assistant besonders interessant. Shelly-Geräte werden offiziell von Home Assistant unterstützt und lassen sich mit wenigen Klicks einbinden. Nach der Integration kannst du die Heizung nicht nur manuell steuern, sondern auch komplexe Automatisierungen erstellen.

Voraussetzung: WLAN im Wohnmobil

Diese Lösung setzt voraus, dass in deinem Wohnmobil ein WLAN-Router oder ein mobiler Hotspot vorhanden ist. Das mag auf den ersten Blick wie eine Einschränkung wirken, ist aber in der Praxis meist kein Problem. Die meisten modernen Wohnmobile sind ohnehin mit einem LTE-Router ausgestattet, und viele Camper nutzen bereits mobile Hotspots für Internet unterwegs.

Falls du noch kein WLAN im Camper hast, lohnt sich die Anschaffung eines mobilen Routers gleich doppelt: Du hast nicht nur Internet für deine Geräte, sondern kannst auch deine Heizung smart steuern. Günstige LTE-Router gibt es bereits ab 50€, und mit einer Datenkarte bist du unabhängig vom oft langsamen Campingplatz-WLAN.

ich habe da gute Erfahrungen mit Teltonika-Produkten gemacht. Im Vergleich zu günstigen Routern von z.B. Huawei kann man z.B. 2 SIM-Karten einlegen und automatisch, z.B. bei schlechtem Empfang zwischen den SIM-Karten wechseln. Hier ein älteres und ein neueres Modell mit 5G von Teltonika im Vergleich mit einem mobilen LTE-Modem:

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Alternative: Steuerung über die Shelly Cloud

Wer kein Home Assistant nutzt, kann die Heizung auch direkt über die Shelly App steuern. Die Shelly Cloud bietet dabei einige praktische Vorteile:

  • Zugriff von überall auf der Welt
  • Keine eigene Server-Infrastruktur nötig
  • Einfache Zeitschaltungen und Szenen
  • Push-Benachrichtigungen bei Statusänderungen
  • Kostenlos und ohne Abo-Gebühren

Fazit

Die Nutzung des Notstart-Kabels in Kombination mit einem Shelly 1 Mini ist der perfekte Kompromiss zwischen Funktionalität, Kosten und Komplexität. Mit einem Budget von unter 20€ erhältst du eine zuverlässige Fernsteuerung deiner Autoterm Heizung, die sich nahtlos in bestehende Smart-Home-Systeme oder in die Shelly-App integrieren lassen.

Im Gegensatz zur überteuerten GSM-Lösung bist du nicht auf eine zusätzliche Mobilfunkverbindung angewiesen, und im Vergleich zum komplexen Proxy-Modul ist die Installation in weniger als einer Stunde erledigt.

Die einzige Einschränkung – die Heizung läuft immer 2 Stunden auf Volllast – ist in der Praxis meist kein Problem. Wer seine Heizung aus der Ferne startet, möchte in der Regel sowieso ein schnell warmes Wohnmobil.

Nach zwei Wintern mit dieser Lösung kann ich sagen: Es gibt kaum etwas Schöneres, als nach einem kalten Tag auf der Piste in ein vorgewärmtes Wohnmobil zu steigen. Die Investition hat sich bereits nach der ersten Nutzung gelohnt.